Archiv für den Monat: Oktober 2013

Was bewirkt Psychomotorik?

In der Psychomotorik geht es um den ganzheitlichen Ansatz, das durch Spiel und Spaß in den Bewegungsabläufen Kinder sich selbst erleben und finden lässt. Sie erproben ihre eigenen Handlungen und lernen die Fähigkeiten kennen, die sie innehaben. Dadurch entwickeln sie ein positives Selbstkonzept. Die Grundlage der Psychomotorik beruht auf dem Zusammenspiel von Erleben, Bewegung und Wahrnehmung der Handlungen. Die Persönlichkeitsentwicklung wird deutlich gefördert.

Die Selbstwahrnehmung und die eigene Erfahrung mit dem Körper helfen den Kindern, damit umzugehen. Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und Lernmitteln lernen sie ihre Sinne verstärkt einzusetzen, ihre Umwelt wahrzunehmen und mit den Einflüssen ‚klarzukommen‘. Durch den Kontakt zu anderen Kindern erleben sie, trotz der verschiedenen Charaktere, dass es möglich ist, gemeinsam etwas zu bewerkstelligen. Daher ist das Ziel der Psychomotorik die Stärken und Schwächen der Kinder gleichermaßen zu berücksichtigen und sie ganzheitlich zu fördern. Das bedeutet, dass nicht an einzelnen Schwächen gearbeitet wird, sondern die gesamte Interaktion des Kindes mit in die Therapie einfließt. Es gibt keine Zwänge. Alles geschieht auf der freien Entscheidung.

Einsatz von Hilfs- und Lernmaterialien

Die Ansätze für die Psychomotorik können auf vielen Ebenen erfolgen. Bei kleinen Kindern sind es Spielmaterialien, die zum Einsatz kommen. Dazu gehören Lernmaterialien wie beispielsweise Rollbretter, Klettermöglichkeiten oder bunte Tücher. Mit den bunten Tüchern lernen die Kleinen Bewegungsabläufe kennen. Sie sehen, dass sich die Tücher bei einer Drehung im Wind auf und ab bewegen. Unterschiedliche Materialien können die Kinder mit den Fingern erfühlen und spüren, ob die Stoffe weich oder rau sind.
Kinder, die schon die Schule besuchen und eine Lernschwäche aufweisen haben die Möglichkeit, mit speziellen Lernmitteln spielerisch das rechnen, schreiben oder lesen zu erlernen.

Beispielsweise bewegliche Buchstaben oder Sandpapierbuchstaben helfen den Kindern auf einfache Weise, Wörter zu bilden und das Alphabet zu erlernen. Die lange numerische Stange erklärt die Mengen- und Zahlenbegriffe. Das Streifenbrett zur Addition und die dazugehörigen Aufgabenkarten zeigen, wie einfach doch Mathematik sein kann. Vier Lernsterne kommen bei Grundschulkindern zum Einsatz, um die visuelle Wahrnehmungsverarbeitung zu stärken und zu verbessern. Durch den Einsatz der unterschiedlichen Lernmaterialien gelangen die Kinder auf das geforderte Leistungsniveau.

Was ist Psychomotorik?

Emotionalität und Konzentration sind psychische Vorgänge und individuelle Persönlichkeitsanlagen, die das spontane Bewegungsspiel beeinflussen können.
Diese ursächliche Verknüpfung wird als Psychomotorik bezeichnet. Das entwicklungsorientierte Konzept fördert gleichermaßen die Bewegung und die Wahrnehmung.

In den 1950 Jahren wurden von Ernst Kiphard die Ansätze, die von Charlotte Pfeffer in ihrem Buch „Psychomotorische Therapie“ veröffentlicht wurde, weiter ausgebaut. Kiphard arbeitete jahrelang mit verhaltensauffälligen, aggressiven Kindern. Gerade im Sport zeigte sich eine deutliche Veränderung durch das systematisch aufgebaute Bewegungsangebot. Die Kinder lernten ihre Aggressionen abzubauen, und sich auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren.

Umsetzung in der Praxis

Die Psychomotorik wird im Zusammenhang mit pädagogischen und therapeutischen Maßnahmen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie angewendet und eingesetzt. Aber auch im Kindergarten und schulischen Alltag der Kinder und Jugendlichen findet die Psychomotorik Anwendung. Die meisten Psychomotoriker verbinden die unterschiedlichen Ansätze der Lehre und verbinden sie mit pädagogischen und tiefenpsychologischen Ansätzen. So können sie ganzheitlich an die Kinder und Jugendlichen herangehen und ihnen Hilfe auf einer breiten Ebene bieten.

In manchen Bundesländern bezahlt die Krankenkasse eine psychosomatische Therapie, die von Physiotherapeuten, Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten und Logopäden angeboten wird. Aber auch Kindergärten und Schulen bieten die Möglichkeit, mit Kräften von außerhalb, an psychomotorischen Angeboten teilzunehmen.

Anwendbarkeit der Psychomotorik

Gerade im Bereich des Schulsports kann die Psychomotorik eingesetzt werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen spielerisch ihre Emotionen kennen und die Konzentration auf bestimmte Dinge zu fokussieren. Beispielsweise wird mit Sandsäcken der Körper beschwert. Die Kinder und Jugendlichen erfahren während dieser Sequenz, wie ihr Körper sich anspannt oder entspannt. Gemeinsam mit den anderen Kindern lernen sie ein Gefühl der Sicherheit, lernen Materialien kennen. Spontane Bewegungsspiele helfen den Kindern, ihre Möglichkeiten der eigenen Handlungsfähigkeit zu erleben. Sie erweitern ihre Handlungskompetenz. Mit einem Rollbrett wird erlernt, Vertrauen in gemeinsamen Handlungen zu finden. Das Wir-Gefühl wird aufgebaut und gestärkt. Dadurch bilden sich soziale Kompetenzen, die im Alltag sehr wichtig sind.

Gerade bei kleinen Kindern ist es sehr wichtig, diese ersten Erfahrungen mit den Eltern gemeinsam zu erleben. Sie fühlen sich in der Nähe der Eltern wohl und sind mitunter bereit, neue unbekannte Dinge für sich zu entdecken.