Archiv für den Monat: Juni 2014

Einbindung von Bewegungsspielen in der Psychomotorikstunde

Zu Beginn einer Psychomotorikstunde sind Bewegungsspiele sinnvoll, da sie auf den Bewegungsdrang der Kinder ausgelegt sind. Dabei wird überschüssige Energie durch Austoben abgebaut, bevor zu der eigentlichen, thematisierten Psychomotorikeinheit übergegangen wird. Die Bewegungsspiele sind sehr unterschiedlich. Wichtig ist aber nicht nur das themenbezogene Spielen, sondern auch das freie Spiel. Die Kinder haben bei den Spielen die Möglichkeit der freien Wahl, sodass die Tätigkeiten genau auf ihre momentanen Bedürfnisse abgestimmt sind. Vielfach wird das freie Spiel mit Rollenspielen gestaltet, wo die Kinder in eine andere Identität schlüpfen können.

Bewegungsspiele einfach durchführen

Viel überschüssige Energie können Kinder bei Feuer-Wasser-Wind abbauen und sich richtig austoben. Voraussetzung ist dabei, dass der Bewegungsraum eine gewisse Größe hat, damit die Kinder sich bewegen können. Vor Spielbeginn wird den Kindern mitgeteilt, was sie machen sollen, wenn das jeweilige Wort gerufen wird. Bei Feuer legen sie sich flach auf den Boden. Bei Wasser klettern sie die Sprossenwand hinauf oder steigen auf eine Bank. Wenn das Wort Wind gerufen wird, sucht sich das Kind einen Partner, an dem es sich festhalten kann. Wenn die Gruppe aus älteren Kindern besteht, kann das Bewegungsspiel um die Begriffe Blitz und Donner erweitert werden. Wird der Begriff gerufen, sollen die Kinder sofort stehen bleiben.

Das Spiel kann auch mit Musik begleitet werden. Jedes Mal wenn die Musik stoppt und der Begriff gerufen wird, müssen die Kinder sich dementsprechend verhalten.

Die Katze fängt die Maus

Das Katz und Maus Spiel lässt sich auch sehr gut als Bewegungsspiel einsetzen. Dafür wird ein Schwungtuch oder ein Fallschirm benötigt. Die Kinder der Gruppe spannen das Tuch auf. Ein Kind versteckt sich darunter, ein anderes Kind befindet sich auf dem Tuch. Auf allen Vieren versucht das Kind auf dem Tuch das Kind darunter zu fangen, indem es über das Tuch krabbelt. Das Kind unter dem Tuch macht sich klein und versucht, dem anderen Kind zu entwischen. Durch die Kinder, die das Schwungtuch halten, wird der Maus unter dem Tuch geholfen, da sie das Tuch in wellenförmigen Bewegungen bewegen. Das Spiel endet, wenn die Katze die Maus gefangen hat.

Entspannungsübungen in der Psychomotorikstunde

Grundlegend verfügen Psychomotorikstunden auch über eine Einheit, in der sich die Kinder entspannen können. Sie dienen zum einen dazu, Unruhe aus der Gruppe zu nehmen und zum anderen, nach erfolgten Lernübungen oder dem freien Spiel, den Kindern innere Ruhe zu vermitteln. Die Entspannungsübungen zielen darauf ab, dass die Kinder sich ihrer taktilen Wahrnehmung und die Körpererfahrung bewusst werden. Ein Stück weit gehört auch die Konzentration auf das Erlebte dazu.

Entspannungsübungen zu zweit oder in der Gruppe

Die unterschiedlichen Entspannungsübungen sind so gestaltet, dass sie zu zweit oder mit der gesamten Gruppe durchgeführt werden können. Durch die Einbeziehung der Gruppe wird das Gruppenerleben gestärkt und Vertrauen aufgebaut. Eine schöne Entspannungsübung ist Pizza backen. Dafür schließen sich zwei Kinder aus der gesamten Gruppe paarweise zusammen. Wichtig ist, dass das Kind ein gewisses Vertrauen zu der anderen Person hat, um sich wirklich fallen lassen zu können. Das eine Kind legt sich bäuchlings auf eine Matte. Das liegende Kind ist das Pizzablech, das andere der Pizzabäcker.

Mit unterschiedlichen Handbewegungen beginnt der Pizzabäcker nun, das andere Kind zu „bearbeiten“. Leichte Trommelbewegungen der Finger und Streichen mit den Handflächen über Rücken und Oberschenkel simuliert das Einfetten und mit Mehl bestäuben. Durch Klopfbewegungen wird der Teig ausgebreitet und die Zutaten verteilt. Um die Pizza zu backen, legt sich der Pizzabäcker auf das liegende Kind, welches die Wärme spürt. Die fertig gebackene Pizza wird mit der Handkante in mundgerechte Portionen geteilt. Bei dieser beschriebenen Psychomotorikübung liegt das Ziel auf der taktilen Wahrnehmung, der Konzentration und vor allen Dingen auf der Körperwahrnehmung.

Als Gruppenübung bieten sich die Heizdecke und die Waschstraße an. Um die Heizdecken-Übung durchführen zu können, werden Bierdeckel benötigt. Ein Kind aus der Gruppe legt sich auf eine Matte und wird von den anderen Kindern mit Bierdeckeln zugedeckt. Das liegende Kind hat die Augen geschlossen und sollte das Auflegen der Bierdeckel nicht spüren. Nachdem das liegende Kind komplett mit Bierdeckeln bedeckt ist, kann es entscheiden, ob die Bierdeckel von den anderen Kindern wieder entfernt werden oder ob es sie einfach abschütteln möchte.

Die Entspannungsübung zielt darauf ab, durch die kinästhetische und taktile Körpererfahrung die eigene Körperwahrnehmung zu verbessern.

Gruppenerfahrung und Empfindung

Gerade in der Psychomotorik ist die eigene Wahrnehmung, das Erleben mit den Sinnen und die Umsetzung ein Hauptaspekt, der gerade für Kinder sehr wichtig ist. Sie lernen dabei, sich selbst einzuschätzen und Empfindungen zu deuten und zu verarbeiten. Sie werden dadurch gestärkt, sich selbst etwas zuzutrauen und können somit wieder einen weiteren Schritt nach vorne wagen.

Psychomotorik in der freien Natur zur Entwicklung der Sinneswahrnehm

Viele Bewegungsräume und Entdeckungsmöglichkeiten bietet die freie Natur den Kindern und ist daher ein geeigneter Rahmen für eine Psychomotorikstunde. Sinnliche Erfahrungen erleben die Kinder auf Spielplätzen, im Außengelände des Kindergartens, im Wald oder auf Wiesen. Es werden keine zusätzlichen Hilfsmittel benötigt, da die Natur so viele Dinge hergibt. Bei einer Psychomotorikstunde im Freien wird nicht nur die Sinneswahrnehmung, sondern auch die Körperwahrnehmung geschult und soziale Lernerfahrungen erlebt.

Sinneswahrnehmung fördern

Die Sinneswahrnehmung bezieht sich nicht nur auf das Visuelle. Vielmehr gehört auch das taktile und auditive Erleben dazu, was in einem Bewegungsraum nur schwer möglich ist. Alle Sinne werden angesprochen und mit Reizen angeregt. Dazu gehört beispielsweise das zwitschern von Vögeln, das Knacken von Ästen oder das Rauschen der Blätter im Wind. Mit den Händen und Füßen können Untergründe ertastet werden. Im Freien sind die Untergründe sehr unterschiedlich.

Mals sind sie weich und mit Moos bedeckt, mal sind sie mit Wurzeln von Bäumen durchzogen. Den Füßen und Händen bietet sich immer wieder ein anderer Eindruck, der durch die Kinder beschrieben werden kann. Unterschiedliche Übungen können in der freien Natur durchgeführt werden. Beispielsweise stellen sich die Kinder hintereinander auf, nehmen en Seil in die Hand und schließen dabei die Augen. Das andere Ende des Seils hält der Übungsleiter in der Hand. Die Kinder werden jetzt am Seil durch das Gelände geführt und können dabei erleben, wie unterschiedliche die Beschaffenheit des Bodens ist.

Die Übung zielt darauf ab, den Tastsinn der Kinder zu schulen. Dabei sollen sie sich mithilfe ihrer taktilen Wahrnehmung orientieren. Mit den Füßen erfassen sie die unterschiedlichen Untergründe, ohne dafür die visuellen Fähigkeiten einzusetzen. Eine wichtige Voraussetzung für diese Übung ist das Vertrauen der Kinder, welches sie dem Übungsleiter entgegen bringen.

Eine weitere Übung stärkt auch den Tastsinn. Die Kinder stellen sich an einen Baum und berühren mit geschlossenen Augen die Rinde. Sie ertasten unterschiedliche Bereiche und erfahren dadurch, wie die Beschaffenheit ist. Genauso kann die Beschaffenheit der Blätter ertastet werden.

Nutzung von Psychomotorik-Materialien im Außenbereich

Viele Materialen aus der Psychomotorik können auch im Freien genutzt werden. Dazu gehört beispielsweise das Schwungtuch. Aber auch die unterschiedlichen Geräte, die auf Spielplätzen zu finden sind, fördern die Konzentration, Motorik und den Gleichgewichtssinn. Seilgärten und Klettergeräte, aber auch Ballspiele erleben die Kinder auf eine besondere Art und Weise. Sie lernen, Vertrauen in sich selbst zu fassen. Der Bewegungsdrang der Kinder kann wunderbar durchlaufen, rennen, toben und spielen ausgelebt werden.