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Psychosomatische Übungen: Bewegung mit Tüchern

Im ganzheitlichen Ansatz der Psychomotorik lernen die Kinder durch Bewegung, Spaß und Spiel sich selbst zu entdecken. Dabei erforschen sie eigene Handlungen und Fähigkeiten und entwickeln sich weiter. Durch diese Erfahrungen bilden sie ein positives Selbstkonzept, welches die Persönlichkeitsentwicklung fördert.
Der Grundgedanke der Psychomotorik ist das enge Zusammenspiel von Wahrnehmung, Bewegung und Erleben des eigenen Handelns. Das Vertrauen in sich selbst wächst heran mit den Erfahrungen, die das Kind macht. Unterschiedliche Materialen, Bewegungsabläufe, Spiele und Entdeckungsreisen stärken die Sinne und helfen damit zu Recht zu kommen. Wichtig sind das Erleben in der Gruppe und das dazugehörige Feedback der anderen Gruppenkinder.

Farben wahrnehmen und Bewegung erleben

Grundlage für die Übungseinheit „Bewegung mit Tüchern“ ist die Körperwahrnehmung und das Erkennen von Farben. Die Kinder haben die Möglichkeit, sich ihre Lieblingsfarbe herauszusuchen. Durch die Bewegung der Tücher erfahren sie, dass die Tücher sich auf und ab bewegen, hin und her schwingen, aber auch Kreise in der Luft zeichnen können. Durch das Befühlen des Tuches erkennen sie die Struktur, ob rau oder weich, leicht oder schwer. Körpererfahrungen werden dadurch erzeugt, dass die Kinder sich durch den Raum bewegen. Im Hintergrund läuft leise Musik, die entspannend wirkt. Auf ein Kommando hin werden die Tücher in die Luft geworfen und wieder aufgefangen.

Farben erlernen

Mit bunten Tüchern können die Kinder recht schnell und spielerisch Farben erlernen. Eine Einführung in die Farbabstufungen erfolgt mit einem Farbstäbchen Set. Es sind die Grundfarben in ihren unterschiedlichen Nuancen, die zu benennen sind. In der Gruppe entsteht sehr schnell ein interessantes Ratespiel, wobei die Kinder spielerisch die Unterschiede der Farben kennenlernen.

Mit Farben Zeiträume begreifen

Jahresketten mit 365 Holzperlen zeigen den Kindern, wie lang ein Jahr ist. Abgestuft in 12 verschiedene Farben begreifen sie, dass ein Jahr 12 Monate hat. Es gibt verschiedene Varianten den Kindern ein Gefühl für Zeiträume zu geben.

Lernziele

Zielsetzung der Psychomotorik ist die gesamte Person mit allen Stärken und Schwächen in das spielerische Lernen einzubeziehen, Emotionen zu wecken und an besonderen Auffälligkeiten zu arbeiten. Ganz gleich ob mit bunten Tüchern, einem Farbstäbchen Set oder der Jahreskette. Kinder erleben die unbeschreibliche Vielfalt, die es zu entdecken gibt.

Aufbau von psychomotorischen Einheiten

Am besten eignen sich Kleingruppen, um psychomotorische Fördereinheiten durchzuführen. Der Heilpädagoge hat so die Möglichkeit gezielte Angebote und Übungen durchzuführen, die genau auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sind. Daher ist eine gute Vorbereitung sehr wichtig, damit die richtige Fördermaßnahme zum Einsatz kommt. Während des Spiels ändern die Kinder den Spielverlauf und entwickeln eigene Ideen. Dadurch zeigen sie deutlich, was sie brauchen. Dementsprechend können die Heilpädagogen den Verlauf der Psychomotorik-Therapie anpassen. Die festen Strukturen verlieren dabei an Bedeutung, was für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig ist.

Wichtig ist die Nachbereitung einer Therapiestunde. So kann der Heilpädagoge das Verhalten der Kinder reflektieren und das Verhalten in der Gruppe definieren. Im Gespräch mit den Eltern und Erziehern dienen diese Dokumentationen als Grundlage für weitere Möglichkeiten der Förderung des Kindes.

Spiele, die in der Psychomotorik Anwendung finden

Während einer Therapiestunde sind immer die Basisfunktionen im Vordergrund. Dazu gehören:

• Klettern
• Laufen
• Springen
• Drehen
• Balancieren
• Rutschen

Entsprechend ihrer Entwicklungsvoraussetzung werden Spiele und Übungen angeboten. Zum Balancieren eignen sich Turnbänke. In einer gemischten Gruppe von 3 bis 5-jährigen bekommen die Kleinsten von der Pädagogin Balancierhilfe oder werden an der Hand über die Bank geführt. Aber auch ein Bewegungsparcours mit Kletterseilen, Stangen und Leitern fördert die Kinder in den Basisfunktionen. Sie erleben sich selbst, die Gemeinschaft und lernen Selbstvertrauen aufzubauen. Rollbretter und Bälle fördern die Koordination und stärken das eigene Körpergefühl der Kinder. Sowohl alleine, als auch in der Gruppe erleben sie neue Aspekte ihrer selbst kennen und wachsen über sich hinaus.

Ein Springseil kann jedes Kind einzeln aber auch gemeinsam mit andern Kindern nutzen. Es wird gesprungen, um Energien freizusetzen. Gerade beim gemeinsamen Seilspringen lernen sie auf den anderen zu achten. Nur durch das Zusammenspiel bewegt sich das Springseil und es kann gesprungen werden.

Psychomotorische Fördereinheiten wecken große Emotionen

Gerade in der Psychomotorik ist immer wieder zu erleben, dass aus kleinen, schüchternen Kindern große Gefühle und Bedürfnisse ausbrechen können. Sie leben ihre kindlichen Phantasien aus und lernen dabei ihren Körper kennen, sich selbst zu erfahren und über sich hinaus zu wachsen.

Wie wird Psychomotorik angewendet?

Kinder erleben sich selbst im ganzheitlichen Ansatz der Psychomotorik über Bewegung, Spiel und Spaß. Sie erproben und entwickeln gezielt eigene Handlungen und Fähigkeiten. Darauf bauen sie ein positives Selbstkonzept auf. In der Psychosomatik besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen Erleben, Wahrnehmung und Bewegung des eigenen Handelns.

Dadurch werden die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstvertrauen gefördert. Bedeutend sind die Selbstwahrnehmung und die Erfahrung, die mit dem eigenen Körper gemacht wird. Das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien an unterschiedlichen Orten stärkt die Sinne und hilft, sich damit zurechtzufinden und darauf zu reagieren. Aber auch der Kontakt zu anderen ist ausschlaggebend. So wird die Unterschiedlichkeit erlebt und die gemeinsame Handlungsfähigkeit erlernt.

Ziele der Psychomotorik

Die Psychomotorik sieht das Kind als ganze Person mit allen Stärken und Schwächen. Es wird nicht an einzelnen Problematiken gearbeitet. Vielmehr wird die Interaktion des Kindes gefördert, indem die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, wie Körper und Umwelt zusammengeführt werden. Die Kinder werden frei von Zwang und bestimmten Bewegungsstrukturen zur eigenen Handlung motiviert. Bei Spielangeboten oder im Rahmen von vorgegebenen Themen können die Kinder frei ausprobieren, gestalten und selbst entscheiden. Es zählt nicht die Leistung, sondern vielmehr das Handeln.

Hilfsmittel für das Selbsterleben

Viele unterschiedliche Lernmittel, die pädagogisch durchdacht und auf Psychomotorik ausgelegt sind, kommen bei einer Therapie zur Anwendung. Holzpuzzlekarten entführen die Kinder in die große weite Welt und zeigen ihnen, wo die einzelnen Staaten der Kontinente liegen. Die Begrifflichkeit von Größe und Weite wird dabei vermittelt. Um in der Psychomotorik den Begriff eines langen Zeitraums zu definieren, gibt es Jahresketten, die mit bunten Kugeln bestückt sind.

Für jeden Monat eine andere Farbe. Im schulischen Bereich helfen Erstlesekästen, die mit den Buchstaben des Alphabetes bestückt sind, erste Wortkreationen zu gestalten. Sprache und das geschriebene Wort werden in Einklang gebracht und ermöglichen den Kindern viel Spielraum, sich auszudrücken. Alle Lernmaterialien sind auf dem spielerischen Lernen aufgebaut. Fühlen, greifen, zusammenfügen, bauen und sich selbst erleben sind die grundlegenden Ziele der Psychomotorik. Nicht nur im Lernbereich kommt Psychomotorik zum Einsatz. Auch auf der Basis des Sports können Kinder sehr viel über sich selbst erfahren, ihren Bewegungsdrang ausleben und lernen, sich selbst einzuschätzen.

Was bewirkt Psychomotorik?

In der Psychomotorik geht es um den ganzheitlichen Ansatz, das durch Spiel und Spaß in den Bewegungsabläufen Kinder sich selbst erleben und finden lässt. Sie erproben ihre eigenen Handlungen und lernen die Fähigkeiten kennen, die sie innehaben. Dadurch entwickeln sie ein positives Selbstkonzept. Die Grundlage der Psychomotorik beruht auf dem Zusammenspiel von Erleben, Bewegung und Wahrnehmung der Handlungen. Die Persönlichkeitsentwicklung wird deutlich gefördert.

Die Selbstwahrnehmung und die eigene Erfahrung mit dem Körper helfen den Kindern, damit umzugehen. Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und Lernmitteln lernen sie ihre Sinne verstärkt einzusetzen, ihre Umwelt wahrzunehmen und mit den Einflüssen ‚klarzukommen‘. Durch den Kontakt zu anderen Kindern erleben sie, trotz der verschiedenen Charaktere, dass es möglich ist, gemeinsam etwas zu bewerkstelligen. Daher ist das Ziel der Psychomotorik die Stärken und Schwächen der Kinder gleichermaßen zu berücksichtigen und sie ganzheitlich zu fördern. Das bedeutet, dass nicht an einzelnen Schwächen gearbeitet wird, sondern die gesamte Interaktion des Kindes mit in die Therapie einfließt. Es gibt keine Zwänge. Alles geschieht auf der freien Entscheidung.

Einsatz von Hilfs- und Lernmaterialien

Die Ansätze für die Psychomotorik können auf vielen Ebenen erfolgen. Bei kleinen Kindern sind es Spielmaterialien, die zum Einsatz kommen. Dazu gehören Lernmaterialien wie beispielsweise Rollbretter, Klettermöglichkeiten oder bunte Tücher. Mit den bunten Tüchern lernen die Kleinen Bewegungsabläufe kennen. Sie sehen, dass sich die Tücher bei einer Drehung im Wind auf und ab bewegen. Unterschiedliche Materialien können die Kinder mit den Fingern erfühlen und spüren, ob die Stoffe weich oder rau sind.
Kinder, die schon die Schule besuchen und eine Lernschwäche aufweisen haben die Möglichkeit, mit speziellen Lernmitteln spielerisch das rechnen, schreiben oder lesen zu erlernen.

Beispielsweise bewegliche Buchstaben oder Sandpapierbuchstaben helfen den Kindern auf einfache Weise, Wörter zu bilden und das Alphabet zu erlernen. Die lange numerische Stange erklärt die Mengen- und Zahlenbegriffe. Das Streifenbrett zur Addition und die dazugehörigen Aufgabenkarten zeigen, wie einfach doch Mathematik sein kann. Vier Lernsterne kommen bei Grundschulkindern zum Einsatz, um die visuelle Wahrnehmungsverarbeitung zu stärken und zu verbessern. Durch den Einsatz der unterschiedlichen Lernmaterialien gelangen die Kinder auf das geforderte Leistungsniveau.

Was ist Psychomotorik?

Emotionalität und Konzentration sind psychische Vorgänge und individuelle Persönlichkeitsanlagen, die das spontane Bewegungsspiel beeinflussen können.
Diese ursächliche Verknüpfung wird als Psychomotorik bezeichnet. Das entwicklungsorientierte Konzept fördert gleichermaßen die Bewegung und die Wahrnehmung.

In den 1950 Jahren wurden von Ernst Kiphard die Ansätze, die von Charlotte Pfeffer in ihrem Buch „Psychomotorische Therapie“ veröffentlicht wurde, weiter ausgebaut. Kiphard arbeitete jahrelang mit verhaltensauffälligen, aggressiven Kindern. Gerade im Sport zeigte sich eine deutliche Veränderung durch das systematisch aufgebaute Bewegungsangebot. Die Kinder lernten ihre Aggressionen abzubauen, und sich auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren.

Umsetzung in der Praxis

Die Psychomotorik wird im Zusammenhang mit pädagogischen und therapeutischen Maßnahmen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie angewendet und eingesetzt. Aber auch im Kindergarten und schulischen Alltag der Kinder und Jugendlichen findet die Psychomotorik Anwendung. Die meisten Psychomotoriker verbinden die unterschiedlichen Ansätze der Lehre und verbinden sie mit pädagogischen und tiefenpsychologischen Ansätzen. So können sie ganzheitlich an die Kinder und Jugendlichen herangehen und ihnen Hilfe auf einer breiten Ebene bieten.

In manchen Bundesländern bezahlt die Krankenkasse eine psychosomatische Therapie, die von Physiotherapeuten, Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten und Logopäden angeboten wird. Aber auch Kindergärten und Schulen bieten die Möglichkeit, mit Kräften von außerhalb, an psychomotorischen Angeboten teilzunehmen.

Anwendbarkeit der Psychomotorik

Gerade im Bereich des Schulsports kann die Psychomotorik eingesetzt werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen spielerisch ihre Emotionen kennen und die Konzentration auf bestimmte Dinge zu fokussieren. Beispielsweise wird mit Sandsäcken der Körper beschwert. Die Kinder und Jugendlichen erfahren während dieser Sequenz, wie ihr Körper sich anspannt oder entspannt. Gemeinsam mit den anderen Kindern lernen sie ein Gefühl der Sicherheit, lernen Materialien kennen. Spontane Bewegungsspiele helfen den Kindern, ihre Möglichkeiten der eigenen Handlungsfähigkeit zu erleben. Sie erweitern ihre Handlungskompetenz. Mit einem Rollbrett wird erlernt, Vertrauen in gemeinsamen Handlungen zu finden. Das Wir-Gefühl wird aufgebaut und gestärkt. Dadurch bilden sich soziale Kompetenzen, die im Alltag sehr wichtig sind.

Gerade bei kleinen Kindern ist es sehr wichtig, diese ersten Erfahrungen mit den Eltern gemeinsam zu erleben. Sie fühlen sich in der Nähe der Eltern wohl und sind mitunter bereit, neue unbekannte Dinge für sich zu entdecken.